Ein tschechischer Komponist und Dirigent, der Schöpfer eines einzigartigen tschechischen Musikstils, ein hervorragender Pianist und beliebter Musiklehrer. Und nicht zuletzt ein angenehmer Gesellschafter, Gentleman, Feinschmecker und ein dem Leben zugewandter Mensch. Ein Musiker, der seine geliebte Musik auch nach dem Verlust seines Gehörs nie aufgab. All dies charakterisiert Bedřich Smetana. Sein Leben ist mit vielen Orten Mittelböhmens verbunden, die zum Kennenlernen einladen.
Schloss Růžkovy Lhotice: Unbeschwerte Jugend und erste Lieben
Die Familie lebte acht Jahre lang in dem Barockschloss unweit des Ortes Čechtice, doch der junge Bedřich Smetana verbrachte hier lediglich die Ferien, da er zu jener Zeit bereits am Gymnasium studierte. Dennoch war es für ihn eine wichtige Zeit – seine Tagebücher zeigen, dass er sich hier wohlfühlte. Ursprünglich ein Stadtkind, lernte er hier das wahre ländliche Leben kennen und erlebte auch seine ersten Lieben. Dies spiegelte sich auch in seiner Musik wider, die er zu dieser Zeit bereits zu komponieren begann. Berühmt sind seine freudigen, frischen Polkas – die Jiřinka-Polka und die Louisa-Polka. Letztere schrieb er für seine Cousine Louisa, in die er sich verliebt hatte.
Foto: Bedřich Smetana gewidmete Ausstellung im Schloss Růžkovy Lhotice, Dagmar Malinová
Heute beherbergt das Schloss die Ausstellung des Museums des Gebiets Podblanicko „Land der Töne. Die Region Podblanicko in der Geschichte der Musik“, die den hiesigen Landstrich als Gegend vorstellt, der von bedeutenden Persönlichkeiten der tschechischen und europäischen Musik besucht wurde oder die hier das Licht der Welt erblickten. Ein Teil dieser Ausstellung ist Bedřich Smetana gewidmet, zu sehen sind unter anderem Partituren und zwei Klaviere, auf denen er spielte.
Das Werk des Komponisten Bedřich Smetana ist umfangreich, er schrieb 8 Opern sowie viele Orchester- und Klavierstücke. Sicherlich erinnern Sie sich an die Melodie der symphonischen Dichtung Vltava (Die Moldau) und andere aus dem Zyklus Mein Vaterland (Má vlast), der die Schönheit der tschechischen Landschaft feiert. Am bekanntesten ist jedoch seine Oper Die verkaufte Braut, deren Erfolg beim Publikum im In- und Ausland selbst Smetana überraschte.
Video: Smetana's Má Vlast
Benátky nad Jizerou: Musiklehrer in der Familie des Grafen Thun
Nach dem Abschluss des Gymnasiums beschloss Smetana, nach Prag zu gehen und sich ausschließlich der Musik zu widmen. Die Anfänge waren bitter, da sein Vater, der selbst in großen finanziellen Schwierigkeiten steckte, ihn nicht mehr unterstützen konnte. Aus der Not riss ihn das großzügige Angebot des Grafen Felix Leopold von Thun-Hohenstein, Musiklehrer seiner fünf Kinder zu werden , die ihn bald sehr liebgewannen. Es muss jedoch eine anspruchsvolle Aufgabe gewesen sein, da nur eines der fünf Kinder eine musikalisches Begabung zeigte. Dennoch erreichte er, dass sie alle ein Musikinstrument spielten und in der Gesellschaft sachkundig über die Musik zu plaudern vermochten.
Der junge Smetana gehörte bald zur gräflichen Familie und nahm voll und ganz an ihrem Leben teil. Somit knüpfte er auch viele nützliche Kontakte zwischen der Aristokratie und Musikern. Zugleich verbrachte er die Sommermonate mit den Thuns auf ihren Landgütern. Auf einem von ihnen, auf dem Schloss in Benátky nad Jizerou, bewohnte er Gemächer, in denen einst der berühmte Astronom Tycho Brahe geweilt hatte. Hier beteiligte er sich im restaurierten Schlosstheater sogar an der Aufführung von Theatervorstellungen.
Foto: Smetanas Büste im Museum von Benátky, Dagmar Malinová
Im Museum der Region Benátky, das sich im hiesigen Schloss befindet, gibt es eine außergewöhnliches Erinnerung an Smetana. Es handelt sich um eine Gipsbüste des Bildhauers Strachovský, die einzige, die noch zu Lebzeiten des Komponisten angefertigt wurde. Darüber hinaus wurde der Raum, in welchem Smetana wohnte, in einen Gedenkraum umgewandelt, der auch mit den ursprünglichen Möbeln ausgestattet ist.
Die Oper Libuše (Libussa) hat für uns eine besondere Bedeutung. Die in der Ouvertüre erklingenden, festlichen Fanfaren werden als Präsidentenfanfaren verwendet, die den tschechischen Präsidenten zu offiziellen Anlässen ankündigen und begrüßen. Auch Smetana selbst wünschte sich, dass diese Oper nur zu festlichen Anlässen aufgeführt werden möge. Erstmals geschah dies anlässlich der Eröffnung des Nationaltheaters, aufgeführt wurde sie auch bei der Wiedereröffnung des Nationaltheaters nach dem verheerenden Brand.
Lamberk: Begegnung und Hochzeit mit der zweiten Frau
Nach Lamberk, heute Ortsteil der Gemeinde Obříství bei Neratovice, holte ihn sein Bruder Karel. Er sollte sich hier nach dem Tod seiner ersten Frau Kateřina etwas zerstreuen. Und das gelang wirklich, sogar schneller als gedacht.
Schon am nächsten Tag machte er sich In der Familie des Direktors des dortigen Guts, Ferdinandi, des Schwiegervaters seines Bruders, mit dessen Tochter Bettina bekannt. Ihre Schönheit, ihr Anmut und ihre nicht geringe Bildung bezauberten ihn so sehr, dass er sich in das um sechzehn Jahre jüngere Mädchen verliebte und schon nach einem Monat um ihre Hand anhielt. Seine Gefühle für sie drückte er auch in der bekannten Bettina-Polka aus, die er für sie komponierte.
Die Hochzeit fand ein Jahr später auf Lamberk statt. Die künftige Braut selbst hatte um einen Aufschub von einem Jahr gebeten. Außerdem wirkte Smetana zu jener Zeit als Dirigent der Philharmonischen Gesellschaft im schwedischen Göteborg, wohin er auch nach der Heirat mehrmals zurückkehrte.
Foto: Obříství, Denkmal von Bedřich Smetana, Dagmar Malinová
Wie enstand die berühmteste Oper?
Mit Lamberk ist auch die Entstehung von Smetanas Oper Die verkaufte Braut (1863-1866) verknüpft. Während seiner Aufenthalte spazierte er gerne durch das Dorf, beobachtete das Leben vor Ort und plauderte mit den Einheimischen. Das Leben der einfachen Leute in dem kleinen Dorf inspirierte ihn sehr, und so begann er dort seine berühmteste Oper zu komponieren. So verwirklichte er seine Absicht, eine nationale komische Oper zu schaffen.
Das Libretto von Karel Sabina ließ er zunächst wesentlich überarbeiten, während auch die Oper selbst nur langsam zustande kam, da Smetana nach einem geeigneten nationalen Stil suchte und so einen typisch tschechischen Musikstil schuf. Auch nach der Uraufführung überarbeitete er die Oper noch viermal, und das war wirklich bedeutend: Die Dauer der Oper wurde verlängert – ein dritter Akt wurde hinzugefügt, die ursprünglich gesprochenen Passagen wurden in gesungene Rezitative umgewandelt, er fügte viele heute beliebte Nummern Passagen hinzu, die in der ursprünglichen Fassung gar nicht enthalten waren, und die gesamte Form der Oper wurde umgestaltet.
Werfen Sie einen Blick in die Sommerwohnung der Familie Smetana
Der ehemalige Hof der Familie Ferdinandi in Obříství-Semilkovice, früher Lamberk, ist heute eine Gedenkstätte für Bedřich Smetana. Das historische Gebäude, das bis heute seine ursprüngliche Atmosphäre bewahrte, ist größtenteils noch mit dem ursprünglichen Mobiliar ausgestattet. Im Wohnzimmer sehen Sie das Klavier, an dem Smetana komponierte, seine Brille und sein Notizbuch, in dem er verschiedene Skizzen anfertigte. Das Gefühl, dass der berühmte Komponist jeden Moment hereinkommen könnte, wird durch die Einrichtung der Privaträume mit Alltagsgegenständen verstärkt, zum Beispiel steht das Ehebett der Smetanas noch immer im Schlafzimmer.
Vor dem Gut können Sie sich dann unter dem mächtigen denkwürdigen Japanischen Schnurbaum ausruhen, durch dessen Krone schon damals die Töne der gerade entstehenden Werke Smetanas drangen. Und nicht weit entfernt können Sie einen angenehmen Spaziergang entlang des Elbufers durch die Bedřich-Smetana-Allee unternehmen.
Foto: Bedřich Smetana auf Schloss Loučeň, Dan Ŕežábek
Smetana auf den Schlössern Loučeň und Mcely: ein beliebter Gast und Lehrer
Smetana war wiederholt Gast der Familie Thurn-Taxis, die seine Mäzene waren. Alexander Johann Fürst von Thurn-Taxis war darüber hinaus Bedřichs persönlicher Freund. Eine enge Freundschaft mit der aristokratischen Familie Thurn-Taxis, die sein Werk bewunderte und unterstützte, führte den Komponisten auf deren Schlösser in Loučeň und im nahe gelegenen Mcely. Hier war er zu Gast und gab Konzerte für die Familie und unterrichtete auch die Kinder von Thurn-Taxis im Klavierspiel. In die Gesellschaft wurde er als sehr beliebter und angenehmer Gesellschafter, als Gentleman, begabter Künstler und als Feinschmecker eingeladen. Am Ende seines Lebens widmete er dem fürstlichen Paar die Komposition mit dem Titel Aus der Heimat.
Foto: Chateau Mcely
Zur Muse in den St. Georgs-Wald (Svatojiřský les)
Bedřich Smetana spazierte gern durch den Wald Svatojiřský les, am liebsten zum Quellbrunnen Gottes Wasser (Boží voda). Oft meditierte er lange in der bis heute stehenden Laube am Ufer des Teichs Vidlák im Wildgehege in Jabkenice. Denselben, am Schloss Loučeň beginnenden Weg können auch Sie auf dem Lehrpfad Loučeň nehmen und die Schönheit der umliegenden Natur so wie der berühmte Komponist wahrnehmen.
Jabkenice: Ort der Entstehung der symphonischen Dichtung Mein Vaterland
Die letzten 10 Jahre seines Lebens verbrachte Bedřich Smetana im Forsthaus Jabkenice bei seiner ältesten Tochter Žofie, deren Gatte Verwalter der Wälder von Thurn-Taxis war. Er zog mit seiner Familie hierher, nachdem er sein Gehör völlig verloren hatte. Dennoch vermochte er hier viele seiner bedeutendsten Werke zu schaffen, wie die außergewöhnliche symphonische Dichtung Mein Vaterland, das Quartett Aus meinem Leben und den Klavierzyklus Tschechische Tänze. Das Wildgehege in Jabkenice und der gesamte Wald Svatojiřský les waren auch eine Inspiration für die Opern Der Kuss (Hubička), Das Geheimnis (Tajemství) und Die Teufelswand (Čertova stěna).
Nach Smetanas Tod ließ Fürst Alexander Thurn-Taxis, sein Freund und Mäzen, in dem Haus, in dem Smetana gewohnt hatte, ein Museum einrichten und stiftete das Grundstück für seine Gedenkstätte.
In der Bedřich-Smetana-Gedenkstätte finden Sie das authentische Interieur des Arbeitszimmers und des Familiensalons. Das Gefühl der Anwesenheit des berühmten Komponisten wird durch die Klänge seiner Werke verstärkt, die Sie hier ungestört hören können. Von der Gedenkstätte aus können Sie auf dem markierten Smetana-Wanderweg zu jenen Orten gehen, die ihn inspirierten.
Foto: Musikfestival Smetanas Jabkenice, Smetanovy Jabkenice
Smetanas zweite Frau, Barbora, genannt Bettina, verfügte über eine künstlerische Begabung. Sie spielte Klavier, sang und schrieb Gedichte. Ihr künstlerisches Talent war ausgeprägt; eine berühmte Skizze zeigt ihren Mann, wie er auf den Grundstein des Nationaltheaters klopft. In der Gedenkstätte in Jabkenice ist auch der wunderschöne gemalte Vorhang der hiesigen Laienkünstler ausgestellt, der ein Werk von Betty Smetana ist.
Jihlava: Der Treffpunkt von Bedřich Smetana und Gustav Mahler
Auch in Jihlava, der Stadt von Gustav Mahler, begegnet man Bedřich Smetana. Beide studierten am Gymnasium in dieser historischen Stadt in Vysočina. Während Mahler später mit seinen Sinfonien die Welt eroberte, legte Smetana die Grundlage für einen nationalen tschechischen Musikstil. Diese gemeinsame Schulzeit zeigt, wie wichtig Jihlava als kulturelles Zentrum war – eine Stadt, die noch heute inspiriert und in der Sie später auf Ihrer Reise erneut in die musikalische Geschichte eintauchen können.
Möchten Sie die Seele der tschechischen Musik kennenlernen? Dann folgen Sie den Spuren von Bedřich Smetana durch Mittelböhmen – von verträumten Schlössern und üppigen Wäldern bis hin zu den Räumen, in denen die größten Melodien der tschechischen Musikgeschichte entstanden sind.